Eigenschaften Digitaler Sammlungen

Von der mittelalterlichen Bibliothek zur zeitgenössischen Digitalen Sammlung: Was hat sich verändert?

Eco läßt in seinem Roman „Der Name der Rose“ den Bibliothekar Malachias folgenden denkwürdigen Satz sagen:

„Es genügt, daß der Bibliothekar [die Bücher] kennt und bei jedem Buch weiß, wann es in die Bibliothek gekommen ist. Die anderen Mönche können sich auf sein Gedächtnis verlassen.“
[Eco, Umberto: Der Name der Rose; Deutscher Taschenbuch Verlag München, 1986, S. 106]

… was hat sich seit dem tatsächlich verändert ?

Diskussionspunkte:

1. Was ist eine Bibliothek? – Was ist eine Digitale Bibliothek? Öffentlicher Auftrag?

2. Was wird in einer Bibliothek/Archiv/Museum gesammelt? Was wird in einer digitalen Bibliothek/Archiv/Museum gesammelt?

3. Wie ist eine Bibliothek organisiert? Wie ist eine digitale Bibliothek organisiert?

4. Unterschiedliche Datenformate und ihre Auswirkungen:

Word-Dokument pdf-Dokumet jpg-Dokument

Bitte lesen Sie dazu:

How to build a digital library
Witten, I. H ; Bainbridge, David ; Nichols, David M – 2nd ed, c2010 Online-Ressource
(E-Books / USB Köln – Teilbestand (Online-Vollzugriff), Weblink bei Ilias)

1. Was ist eine Digitale Bibliothek?

Digitale Bibliotheken sind Informationssysteme, die das Ziel verfolgen, das kulturelle Erbe in digitaler Form langfristig zu erhalten. (Oft nach dem Open Archival Informati- on System – OAIS Referenzmodell- Erläuterung) Sie teilen sich dieses Ziel mit digitalen Archiven und Museen und die Abgrenzung zwischen diesen ist mindestens unscharf. An alle diese Systeme werden besondere Anforderungen gestellt und eine große Anzahl dieser Systeme sind derzeit mit unterschiedlichem Erfolg im Einsatz.


„Es ist Aufgabe einer digitalen Bibliothek, für einem privaten, akademischen und industriellen Nutzerkreis attraktive Produkte und effiziente Dienste anzubieten, die diesem helfen, an das benötigte und gewünschte in digitalen Dokumenten gespeicherte Fachwissen zu gelangen.“ [Endres, Albert; Fellner, Dieter W.: Digitale Bibliotheken. Informatik-Lösungen für globale Wissensmärkte; Heidelberg: dpunkt, 2000, S. 81]

2. Was wird von einer digitalen Bibliothek gesammelt? / Was sind die Produkte einer digitalen Bibliothek??

Digitalen Objekte und digitale Metadaten, in diesem Fall beschreibende Daten zu/in den digitalen Objekten.


„Ein digitales Dokument ist eine in sich abgeschlossene Informationseinheit, deren Inhalt digital codiert und auf einem elektronischen Datenträger gespeichert ist, so daß er mittels eines Rechners genutzt werden kann.“ [Endres, Albert; Fellner, Dieter W.: Digitale Bibliotheken. Informatik-Lösungen für globale Wissensmärkte; Heidelberg: dpunkt, 2000, S. 15]


Der Begriff des digitalen Dokumentes in diesem Zusammenhang hat sich inzwischen überlebt (veraltet?), besser ist der des Digitalen Objektes.

Metadaten werden eingeteilt in Katalogdaten und inhaltsbezogene Metadaten. Diese können frei oder standardisiert erhoben werden. Der entscheidende Vorteil des Standards ist immer die Einheitlichkeit und damit die leichtere (digitale) Verarbeitung.
Stichwörter für die Klausur: Katalogdaten, Index, Verschlagwortung/Schlagworte, Personen und Verortung: Gemeinsame Normdatei (GND), Thesaurus: Getty Thesaurus of Geographic Names

Bitte lesen: Understanding Metadata, zu finden bei Ilias.
Auch interessant: Metadatenmapping im Projekt Deutsche Digitale Bibliothek anhand von Dublin Core, Lido und EAD.


Digital Object Architecture (DOA)

Die Digital Object Architecture (DOA) und das damit verbundene Handle System® ist im Kontext der Corporation for National Research Initiatives (CNRI) in den frühen 1990 Jahren entstanden.
Digital Object Architecture provides a means of managing digital information in a network environment. A digital object has a machine and platform independent structure that allows it to be identified, accessed and protected, as appropriate. A digital object may incorporate not only informational elements, i.e., a digitized version of a paper, movie or sound recording, but also the unique identifier of the digital object and other metadata about the digital object. The metadata may include restrictions on access to digital objects, notices of ownership, and identifiers for licensing agreements, if appropriate.
siehe http://www.handle.net/ 15.03.2009

Lesestoff dazu gibt es bei Ilias!

3. Wo liegen die Vor- und Nachteile von digitalen Objekten gegenüber analogen?

Speicherkapazität, Übertragungsgeschwindigkeit, parallele, weltweite 24/7 Nutzungsmöglichkeit, selektive Informtionsverteilung (Aufteilung in kleine Einheiten zur zielgruppenspezifischen Distribution), Möglichkeit der weiteren Bearbeitung, verbesserte Erschließungsmöglichkeiten, heterogene Inhalte, …
versus
Abhängigkeit von interpretierenden Werkzeugen und elektrischen Strom, leichtere Manipulationsmöglichkeit, Speicherbedarf (v.a. digitalen Objekte mit multimedialen Inhalten), unbemerkte Beschädigungen oder Verlust, Langzeitarchivierung, …

4. Was ist eine in sich abgeschlossene Informationseinheit?

Konzept: URI URN URL Video
Entscheidend: Persistent Identifier (DOI, Kontext FDM), der die Bestandteile eines digitalen Objektes über Speichergrenzen hinaus zusammenhält.

6. Wo liegen die Unterschiede?

1. Volltext- versus Imagedigitalisierung.
2. Propritäre versus offene Dateiformate.

--> OCR (Heise-Artikel, Abby-Werbung...)

7. Wichtige Unterschiede zwischen CMS und digitaler Bibliothek?

  • provokane Gegenfrage: Wo sind die Gemeinsamkeiten?
  • redaktionelle Tätigkeit vs bibliothekarische Tätigkeit
  • Wichtigkeit von Metadaten
  • (Langzeit)archivierungsauftrag vs. Aktualitätsgebot

8. Gibt es tatsächlich Digitale Bibliotheken als eigenständiges Produkt?

hmmm... das kann abschließend nur schwer beurteilt werden...

Handelt es sich nicht vielmehr ’nur‘ um eine zuielgerichtete Art eines Informationssystems?