Die Digital Humanities befassen sich mit der Konzeption, Entwicklung, Anwendung und kritischen Reflexion computer-basierter Verfahren und Werkzeuge für geistes- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Zu ihren Schwerpunkten zählen u.a. die Digitalisierung des kulturellen Erbes (Text, Bild, Objekt), die computergestützte Modellierung und Analyse dieser Daten und die Entwicklung von digitalen Infrastrukturen für die geisteswissenschaftliche Forschung. Konkrete Arbeits- und Forschungsfelder sind z.B. digitale Editionen, quantitative Textanalyse, Visualisierung komplexer Datenstrukturen oder die Theorie digitaler Medien.
Das Kolloquium bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Faches. Dabei soll mittels Literaturstudium besonders das Verhältnis der Digital Humanities zu den klassischen Geisteswissenschaften einerseits und zu den Informationstechnologien andererseits erörtert werden. Zu jeder Sitzung werden dazu Texte auf geeignete Weise zugänglich gemacht, über die danach jeweils diskutiert wird.

Wocheplan und Literaturliste

3. November: Introduction

Die Zoom-Addresse finden Sie in Ilias.

10. November: Thema 1, Überblick über „Digital Humanities”

Beide Buchkapitel sind innerhalb des Universitätsnetzes (z.B. per VPN) frei verfügbar.

Fragen

  • Was kann man mit Rechnern machen, das ohne sie nicht möglich wäre?
  • Kann man Bücher lesen, ohne sie zu lesen? (distant reading). Was kann man dann über sie sagen?
  • Ist Literaturwissenschaft „science“ oder „humanities“? Was mit digitaler Literaturwissenschaft?
  • Können Quellen in Daten transformiert sein? Wenn ja, wie?

17. November: Thema 2, Digitale Editionen

Grundbegriffe

  • Diplomatic edition
  • Transcription
  • Objectivity and interpretation
  • The grid of features

Fragen

24. November: Thema 3, Stilometrie

  • Greta Franzini, Mike Kestemont, Gabriela Rotari, Melina Jander, Jeremi K. Ochab, Emily Franzini, Joanna Byszuk, and Jan Rybicki (2018): Attributing Authorship in the Noisy Digitized Correspondence of Jacob and Wilhelm Grimm. Frontiers in Digital Humanities 5(4), https://doi.org/10.3389/fdigh.2018.00004

1. Dezember: Thema 4, Modellierung

  • Arianna Ciula, Øyvind Eide, Cristina Marras, and Patrick Sahle (2018): Modelling: Thinking in Practice; An Introduction. Historical Social Research, Supplement 31(Supplement ): Pages 7–29, https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/60487
  • Arianna Ciula and Øyvind Eide (2017): Modelling in digital humanities: Signs in context, Digital Scholarship in the Humanities, Volume 32, Issue suppl_1, 1 April 2017, Pages i33–i46, https://doi.org/10.1093/llc/fqw045

Fragen

  • Diskutieren Sie die Beispiele der unterschiedlichen Modelle im Kontext einiger Disziplinen.
  • Semiotik und Modellierung—wieso stehen diese beiden in Verbindung und was macht diese Verbindung aus?
  • „Modelling Literacy”—was bedeutet das und weshalb ist es wichtig? Stickwörter: Corona, Klima, Ökonomie.

8. Dezember: Thema 5, Netzwerkanalyse

Fragen

  • Was ist mit Ontologie gemeint? Hinweis: Philosophie bzw. Informatik.
  • Gibt es Verbindungen zur Modellierung? Hinweis: letzte Woche.

15. Dezember: Thema 6, Theateranalyse

  • Escobar Varela, Miguel, and Gea Oswah Fatah Parikesit (2017): „A quantitative close analysis of a theatre video recording.“ Digital Scholarship in the Humanities Volume 32, Issue 2, Pages 276–283. https://doi.org/10.1093/llc/fqv069

Fragen

  1. Ist die Messung von Veränderung einzelner Pixelwerte zwischen aufeinanderfolgenden Frames ein guter Indikator um Bewegungen zu erfassen?
  2. Gibt es Verknüpfungspunkte zwischen den einzelnen in einem Roman geschilderten Handlungen und im Puppentheater aufgeführten Aktionen einzelner Szenen?
  3. Ließe sich die Methode der Messung von Veränderung einzelner Pixelwerte auf andere Theaterformen übertragen?
  4. Könnte man diese auch für andere Medien verwenden? Z.B. um Spielerinnen/Spielern von Videospielen zu klassifizieren? (Erfahrung, Fähigkeit, Spielstrategie, etc.)
  5. Ist dieses Forschungsprojekt bzw. diese Forschungsmethodik zukunftsfähig?

22. Dezember: Thema 7, Komplexität/Literaturanalyse

Fragen

  1. Wie kann man den heutigen Beitrag im Kontext von Modellierung verstehen?
  2. Was bedeutet „Übersetzung” in diesem Kontext: „Dadurch wird eine literaturhistorische Frage in vergleichsweise einfache Phänomene die verhältnismäßige Häufigkeit von Wörtern im Kontext einer Gruppe von Texten übersetzt.”
  3. Wäre es möglich Texte zu analysieren, ohne text-externes Wissen oder Wissen über die Welt zu haben?
  4. Ist es für den Computer möglich Erkenntnisse zu generieren?

12. Januar: Thema 8, Bildanalyse

  • Katja Kwastek (2015): Vom Bild zum Bild – Digital Humanities jenseits des Textes. In: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities. Hg. von Constanze Baum / Thomas Stäcker. 2015 (= Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 1). text/html Format. DOI: 10.17175/sb001_002

Fragen

  1. Ist Artigo <https://www.artigo.org/> ein sinnvolles System, nur zum Spaß nutzbarx oder Wahnsinn und nicht einmal Spaß?
  2. Kann man durch den Blickverlauf von MuseumsbesucherInnen, durch Bewegungsmuster im Stadtraum oder durch am Crowdsourcing basierte Online-Klassifikation Rückschlüsse zum Kunstverständnis ziehen?
  3. Darf man Bilder zwecks wissenschaftlicher Untersuchungen verändern (deformieren)?
  4. Performancekunst -- welche Verbindungen können zum Theater und zur Theaterdokumentation hergestellt werden? (Hinweis: Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Ausführung und Objekt.)
  5. Forschungsdatenmanagement: Wie kann man Aufführungen dokumentieren und bewahren?

19. Januar: Thema 9, Audioanalyse

Fragen

  1. Sind die Visualisierungen klar und deutlich? Wie könnten sie besser sein? Stichwort: Interaktivität
  2. Was heißt „ontological commitment” und in welcher Verbindung steht es zur Modellierung?
  3. Verbindungen zu Thema 3, Stilometrie
  4. Verbindungen zu den Analysen:
    1. Thema 5, Netzwerkanalyse
    2. Thema 6, Theateranalyse
    3. Thema 7, Komplexität/Literaturanalyse
    4. Thema 8, Bildanalyse

26. Januar: Thema 10, Kulturerbedokumentation

  • Franco Niccolucci and Julian Richards (2019): ARIADNE and ARIADNEplus. In: The ARIADNE Impact. Budapest: 7–26.
  • Christian-Emil Smith Ore and Espen Uleberg (2019): The ADED project – a Norwegian infrastructure for excavation data. In: The ARIADNE Impact. Budapest: 123–134.

http://www.archaeolingua.hu/book/ariadne-impact

Fragen

  • Über Herausforderungen der Informationsintegration an dem Beispiel von der auf Epochen basierten Integration: Gibt es eine Römerzeit in Norwegen? In Dänemark? In Italien? In Großbritannien? Wenn ja, sind diese zeitlich betrachtet identisch? Falls diese zeitlich voneinander abweichen: Wie können Daten dennoch integrieren werden?
  • Sind diese beiden Beiträge wissenschaftlich? Falls dem so ist: in wie fern weichen sie von den bisher betrachteten wissenschaftlichen Artikeln ab, z.B. von den Artikeln, die wir in den vier Wochen zum Thema Analyse gelesen haben?
  • Zeiten bis zur Erneuerung: welche Zeitspanne umfassen:
    • archäologische Daten
    • Frontends (z.B. Apps oder Websysteme)
    • Datenbanksysteme
    bevor sie ausgetauscht werden? Gibt es systematische Unterschiede, d.H. bestehen die genannten Punkte immer oder ist normalerweise eine Zeitspanne länger als eine der anderen o.ä.?
  • Transdisziplinäre Datenintegration: Die beide Artikeln dreht sich hauptsächlich um die Archäologie. Mit welche andere Disziplinen könnte man archäologische Daten natürlich integrieren? Könnte man eine solche interdisziplinäre Integration mit Methoden umsetzen, die auf den in diesem Artikeln beschriebenen Methoden aufbauen oder diesen ähneln?

2. Februar: Thema 11, die nächste Schritte?

Gern können Sie den ganzen Text lesen. Unser Fokus (und prüfungsrelevant) ist Teil 7: Next Life: My Very Own Ivory Tower, 81–93.

9. Februar: Diskussion

Folien.


Studienleistung

  • Schriftliche und mundliche Präsentation zwei Themen
  • Teilnahme in Diskussionen

Mündliche Prüfung

  • Teil von AM2-Modulprüfung
  • Februar/März (oder später)
    • erste Möglichkeit 22.-25. Februar
  • Sie werden in 9 von diesen 11 Themen geprüft
    • Bitte bringen Sie in der Prüfung eine Liste mit 9 Themen, die Sie als Grundlage für die Prüfung gewählt haben, mit