Die Digital Humanities befassen sich mit der Konzeption, Entwicklung, Anwendung und kritischen Reflexion computer-basierter Verfahren und Werkzeuge für geistes- und kulturwissenschaftliche Fragestellungen. Zu ihren Schwerpunkten zählen u.a. die Digitalisierung des kulturellen Erbes (Text, Bild, Objekt), die computergestützte Modellierung und Analyse dieser Daten und die Entwicklung von digitalen Infrastrukturen für die geisteswissenschaftliche Forschung. Konkrete Arbeits- und Forschungsfelder sind z.B. digitale Editionen, quantitative Textanalyse, Visualisierung komplexer Datenstrukturen oder die Theorie digitaler Medien.

Das Kolloquium bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Faches. Dabei soll mittels Literaturstudium besonders das Verhältnis der Digital Humanities zu den klassischen Geisteswissenschaften einerseits und zu den Informationstechnologien andererseits erörtert werden.

Zu jeder Sitzung werden dazu Texte durch studentische Referate zugänglich gemacht, über die danach jeweils diskutiert wird. In der Diskussion gilt „Hab ich nicht gelesen“ nicht; „das Argument habe ich nicht verstanden, kann es aber beschreiben“, schon.

Wocheplan und Literaturliste

12. Oktober: Einleitung

19. Oktober: Keine Unterrichtung

Bitte gehen Sie die Literaturliste durch und sich bis 21.10 in Ilias für zwei Kurzpräsentationen (jede um 5 Minuten per Studierende) einschreiben.

26. Oktober: Thema 1, Überblick über „Digital Humanities”

Beide Buchkapitel sind innerhalb des Universitätsnetzes (z.B. per VPN) frei verfügbar.

Fragen

  • Was kann man mit Rechnern machen, das ohne sie nicht möglich wäre?
  • Kann man Bücher lesen, ohne sie zu lesen? (distant reading). Was kann man dann über sie sagen?
  • Ist Literaturwissenschaft „science“ oder „humanities“? Was mit digitaler Literaturwissenschaft?
  • Können Quellen in Daten transformiert sein? Wenn ja, wie?

02 November: Thema 2, Komplexität/Literaturanalyse

Fragen

  1. Was bedeutet „Übersetzung” in diesem Kontext: „Dadurch wird eine literaturhistorische Frage in vergleichsweise einfache Phänomene die verhältnismäßige Häufigkeit von Wörtern im Kontext einer Gruppe von Texten übersetzt.” (Seite 4)
  2. Wäre es möglich Texte zu analysieren, ohne text-externes Wissen oder Wissen über die Welt zu haben?
  3. Ist es für den Computer möglich Erkenntnisse zu generieren?
  4. Ist das Komplexitätsmodell nachvollziehbar und sinnvoll? Wie kann man es in praxis verwenden?
  5. Sind die Abbildungen klar und verständlich?

09. November: Thema 3, Bildanalyse

  • Katja Kwastek (2015): Vom Bild zum Bild – Digital Humanities jenseits des Textes. In: Grenzen und Möglichkeiten der Digital Humanities. Hg. von Constanze Baum / Thomas Stäcker. 2015 (= Sonderband der Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften, 1). text/html Format.
    10.17175/sb001_002

16. November: Thema 4, Audioanalyse

Fragen

  • Was heißt „ontological commitment” und in welcher Verbindung steht es zur Modellierung?
  • Wie ist mündliche Sprache durch Text analysiert? Warum ist es notwendig?
  • Ergibt die Resultaten der Experimenten Sinn?
  • Sind die Visualisierungen klar und deutlich? Wie könnten sie besser sein? Stichwort: Interaktivität

23. November: Thema 5, Hot-Air Textuality?

Fragen

  • Was ist das Ivanhoe-Spiel? Möchten Sie es spielen?
  • a = a ⇔ ¬a = a: was kann mit dieser Aussage gemeint sein?
  • Was sind nach McGann die Unterschiede zwischen einer Programmierungs- und natürlichen Sprache? ”A literary work codes a set of instructions for how it should be read. Unlike machine and program codes, however, these codes decipher to an indeterminate number of precise outcomes” (10).
  • McGann: ”Textuality is, like light, fundamentally incoherent” (5). Hoover: ”Texts are very stable in the basic inventory and arrangement of their graphical elements [...] that allows for a high degree of intersubjective agreement about the overall content and import of a text” (78). Wer hat recht?
  • Die Anknüpfung zur Quantenmechanik (McGann): Trifft sie zu? Ist sie sinnvoll?
  • Was ist besser: textzentriert (Hoover) oder vom Text wegzeigend (pointing away, McGann laut Hoover)?
  • Ist die Durchführung von Textänderungen eine akzeptable Methode der Textkritik?
  • Ist das Zählen von Wörtern und der Vergleich mit Normen ein guter Weg, um über den literarischen Stil zu entscheiden?
  • Wer ist der Gewinner: McGann oder Hoover?

30. November: Thema 6, Digitale Editionen

Grundbegriffe

  • Diplomatic edition
  • Transcription
  • Objectivity and interpretation
  • The grid of features

Fragen

  • What is the role of objectivity in diplomatic editions?
  • What does it mean that a transcription behaves like as a model of the manuscript?
  • “Where to stop” (sec. 2.3) vs. “Definition of done” in Scrum (https://scrumguides.org/scrum-guide.html#increment)
  • What is a “Documentary Digital Edition”? (sec. 4) The role of the developers.

07. Dezember: Thema 7, Stilometrie

  • Greta Franzini, Mike Kestemont, Gabriela Rotari, Melina Jander, Jeremi K. Ochab, Emily Franzini, Joanna Byszuk, and Jan Rybicki (2018): Attributing Authorship in the Noisy Digitized Correspondence of Jacob and Wilhelm Grimm. Frontiers in Digital Humanities 5(4).
    https://doi.org/10.3389/fdigh.2018.00004

14. Dezember: Thema 8, Kulturerbedokumentation

  • Franco Niccolucci and Julian Richards (2019): ARIADNE and ARIADNEplus. In: The ARIADNE Impact. Budapest: 7–26.
  • Christian-Emil Smith Ore and Espen Uleberg (2019): The ADED project – a Norwegian infrastructure for excavation data. In: The ARIADNE Impact. Budapest: 123–134.

http://www.archaeolingua.hu/book/ariadne-impact

Fragen

  • Über Herausforderungen der Informationsintegration an dem Beispiel von der auf Epochen basierten Integration: Gibt es eine Römerzeit in Norwegen? In Dänemark? In Italien? In Großbritannien? Wenn ja, sind diese zeitlich betrachtet identisch? Falls diese zeitlich voneinander abweichen: Wie können Daten dennoch integrieren werden?
  • Sind diese beiden Beiträge wissenschaftlich? Falls dem so ist: in wie fern weichen sie von den bisher betrachteten wissenschaftlichen Artikeln ab?
  • Zeiten bis zur Erneuerung: welche Zeitspanne umfassen:
    • archäologische Daten
    • Frontends (z.B. Apps oder Websysteme)
    • Datenbanksysteme
    bevor sie ausgetauscht werden? Gibt es systematische Unterschiede, d.H. bestehen die genannten Punkte immer oder ist normalerweise eine Zeitspanne länger als eine der anderen o.ä.?
  • Transdisziplinäre Datenintegration: Die beide Artikeln dreht sich hauptsächlich um die Archäologie. Mit welche andere Disziplinen könnte man archäologische Daten natürlich integrieren? Könnte man eine solche interdisziplinäre Integration mit Methoden umsetzen, die auf den in diesem Artikeln beschriebenen Methoden aufbauen oder diesen ähneln?

21. Dezember: Thema 9, Netzwerkanalyse

Fragen

  • Is it possible to agree on common terms in the humanities and in cultural heritage?
  • Can classification schemes be connected across cultures and/or disciplines, or are they incommensurable? (Hint: Foucault)
  • Can fluidity and inconsistency be expressed in digital knowledge represenation systems?
  • What is meant with ”ontology” in this paper? (Hint: philosophy/metaphysics, informatics).
  • Is it true that ontologies lie at the heart of digital network projects? (Page 34) If so, what meaning of 'ontology' is the basis for this claim?

11. Januar: Thema 10, Modellierung

  • Arianna Ciula and Øyvind Eide (2017): Modelling in digital humanities: Signs in context, Digital Scholarship in the Humanities, Volume 32, Issue suppl_1, 1 April 2017, Pages i33–i46.
    https://doi.org/10.1093/llc/fqw045
  • Julia Flanders and Fotis Jannidis (2018): Data modeling in a digital humanities context. An introduction. P. 3–25 in: Julia Flanders and Fotis Jannidis (eds) The Shape of Data in Digital Humanities : Modeling Texts and Text-based Resources. London and New York.
    Scan in Ilias: https://www.ilias.uni-koeln.de/ilias/goto_uk_fold_4302425.html

Fragen

  • Wie verhält sich „Modellierung” zu „Datenmodellierung”?
  • Lernschleife der Modellierung bzw. agilität/SCRUM in Projekte. Ähnlichkeiten und Unterschiede?
  • Diskutieren Sie die Beispiele der unterschiedlichen Modelle im Kontext einiger Disziplinen.
  • Semiotik und Modellierung—wieso stehen diese beiden in Verbindung und was macht diese Verbindung aus?
  • „Modelling Literacy”—was bedeutet das und weshalb ist es wichtig? Stickwörter: Corona, Klima, Ökonomie.
  • Modelldefinitionen: „By modelling we intend a creative process of thinking and reasoning where meaning is made and negotiated through the creation and manipulation of external representations" (Ciula/Eide) bzw. „[M]odeling is a way to make explicit our assumptions about the nature of a text/artefact” (Flanders/Jannidis). Welche Unterschiede sehen Sie? Wie sind die beide Definitionen Ähnliche?
  • Verwenden Sie die Modellbegriffe in Ciula/Eide und/oder Flanders/Jannidis zur Analyse der Modellierung in früheren Artikeln dieses Semesters.

18. Januar: Thema 11, Kritik gegen DH

25. Januar: Thema 12, die nächste Schritte?

Gern können Sie den ganzen Text lesen. Unser Fokus (und prüfungsrelevant) ist Teil 7: Next Life: My Very Own Ivory Tower, 81–93.

01. Februar: Zusammenfassung und Diskussion

Folien.


Studienleistung

  • Schriftliche und mundliche Präsentation zwei Themen
  • Teilnahme in Diskussionen

Mündliche Prüfung

Schreiben Sie mir bitte an, um ein Termin für Ihre Prüfung zu vereinbaren.

  • Teil von AM2-Modulprüfung
  • Termine in Februar und März:
    • Donnerstag 3. Februar 12:00-14:30 und 17:00-19:00
    • Freitag 4. Februar 9:00-14:30
    • Mittwoch 16 März 9:00-12:00 und 17:00-19:00
    • Donnerstag 17. März 9:00-14:30
  • Sie werden in 9 von diesen 12 Themen geprüft
    • Bitte bringen Sie in der Prüfung eine Liste mit 9 Themen, die Sie als Grundlage für die Prüfung gewählt haben, mit